Gut besuchte Fachveranstaltung: „Tod gehört zum Leben – Gute Sorgekultur am Lebensende“


Was lernen wir aus den Erfahrungen der Pandemie? Wie nutzen wir die Erfahrungen der engagierten Hospizbewegung? Welchen Stellenwert hat das Zusammenführen verschiedener Professionen im Bereich Hospiz, Palliativ, Pflege und Medizin? Wie sehen wir die Rollen von Angehörigen, Freunden und Ehrenamtlichen?

Das alles waren Themen, die bei einem Netzwerk-Treffen von rund 100 Ehren- und Hauptamtlichen im Bürgerhaus Bimbach zu intensivem Austausch und Diskussionen geführt haben. Zu dem Netzwerk-Treffen hatte der Hospiz-Förderverein Fulda gemeinsam mit dem Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst der Malteser, dem Hospiz. St. Elisabeth Fulda, dem Ökumenischen Hospizverein Hünfeld, dem PalliativNetz Osthessen, der Palliativstation am Klinikum Fulda und der Helios-Klinik Hünfeld eingeladen.

Hessen Ministerpräsident Boris Rhein hatte die Schirmherrschaft übernommen. Er dankte den Engagierten der Hospizbewegung, die „todkranke Menschen und ihre Angehörigen gerade dann begleiten und unterstützen, wenn Unsicherheit, Ängste oder Traurigkeit für andere schwer auszuhalten sind“. „Sie alle leisten Außergewöhnliches und machen aus unserer Gesellschaft eine Gemeinschaft, in der man sich auch in schweren Zeiten umeinander kümmert und füreinander einsteht“, so der Ministerpräsident in seinem schriftlichen Grußwort.

„Die Menschen in der Region können auf ein gutes Netz von Hilfen zurückgreifen. Das liegt vor allem an einem starken Netzwerk, hoher Professionalität und großer Mitmenschlichkeit. Das hat Vorbildcharakter über Osthessen hinaus“, betonte MdB Michael Brand, Vorsitzender des Hospiz-Fördervereins in seiner Begrüßung. „Diesen Austausch miteinander wie das Bekanntmachen von Hilfsangeboten in der Region bekannter zu machen, ist uns ein Anliegen.

„Care macht mehr“, hinter diesem Ziel, welches der Hauptreferent Wilfried Wanjek besonders hervorhob,  konnten sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammeln. Wanjek, Leiter des Hospiz-Zentrums der Malteser in Fulda, hob die Bedeutung und die Gleichwertigkeit der medizinisch-pflegerischen Versorgung sowie der ehrenamtlichen und psychosozialen Begleitung hervor, die den ganzen Menschen im Blick hat. „Ehrenamtliches oder nachbarschaftliches Engagement ist nicht nur Fürsorge, sondern auch Selbstsorge. Das Engagement für andere bereichert auch mein Leben, baut neue Kontakte auf, von denen ich mir erhoffe, dass es auch mich einmal tragen wird“, betonte Wanjek

„Ebenso kommt der seelsorglichen und spirituellen Begleitung eine hohe Bedeutung zu, da viele Menschen sich am Lebensende neu die Frage nach dem Sinn stellen. Alte Glaubensüberzeugungen werden auf den Prüfstand gestellt und eigene, tragfähige Überzeugungen und Bilder des Trostes müssen entwickelt werden.“

„Tod gehört zum Leben dazu“ und „Es geht um mehr als Versorgung und Behandlung“ waren Kernaussagen bei dem anschließenden Podiumsgespräch.

Mit Feingefühl führte Birgit Inerle, Referentin „Sonderseelsorge“ der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, durch die Diskussion, verknüpfte inhaltlich einmal mehr die Arbeit der angebotenen Dienst, die durch die Podiumsteilnehmer verkörpert wurden.

„Tod und Sterben sollten nicht tabuisiert werden“, so Margarethe Rohnke, ehrenamtliche Begleiterin im St. Elisabeth Hospiz. „Sprechen, Schweigen, Da sein, auch lachen, all das kann helfen und die letzte Lebensphase zu einer wertvollen Zeit machen.“

Kristina Schmidt von der Hospizbegleitung und Palliativversorgung der Malteser formuliert als Anliegen, den „Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden“. „Jede und jeder sollte den für ihn besten Platz finden, auch deshalb ist die Vernetzung zwischen den Partner so wichtig.“ Bei der Begleitung gehe es um „Demut in der 2. Reihe“. Auch das Thema Trauerarbeit für die Hinterbliebenen brauche einen hohen Stellenwert.

„Augenhöhe ist wichtig“, betonte Dr. Peter Fehrenbach vom PalliativNetz Osthessen. Es brauche einen Bewusstseinswandel nach Corona, der auch möglich ist. „Der Bereich Pflege braucht mehr Unterstützung, politisch wie gesellschaftlich.“ Die Interprofessionalität von Ärzten, Pflege und insbesondere von Seelsorge und sozialer Arbeit müssten verstärkt werden angesichts von zunehmender Einsamkeit.

Stefanie Klee, Leiterin einer stationären Pflegeinrichtung in Hünfeld, hielt ein Plädoyer auf den Pflegeberuf. „Es ist eine erfüllende Aufgabe, wir haben engagiert Menschen, aber es knirscht an vielen Ecken“. Sie nannte den Mangel an Personal, der durch Ruhestände in den nächsten Jahren nochmal zunehmen wird, auch bei Hausärzten, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie. Der Glaube sei für sie eine „Kraftquelle, die Arbeit aus Überzeugung zu meistern“.

Manuela Goerke, Leiterin eines ambulanten Pflegedienstes in Fulda lobte, berichtete von Herausforderungen im Alltag und lobte die gute  Arbeit der engagierten Pflegekräfte. Gleichwohl sei es schwierig, neue Pflegekräfte zu gewinnen. Hier brauche es „langen Atem und eine gemeinsame Kraftanstrengung“.

„Regionale Vernetzung und Austausch – das ist heute gelungen“, fasste Silvia Hillenbrand, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, in ihrem Schlusswort das Netzwerk-Treffen zusammen und wünschte sich eine Fortsetzung der Gespräche, „denn Hospizarbeit ist und bleibt ein Teil einer sorgenden Gesellschaft“.

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